Zeitzeuge besucht das Gymnasium St. Kaspar

2020 03 08 Zeitzeuge1(gym) Burkhard Seeberg aus Münster berichtet dem Abiturjahrgang von seiner Zeit im Stasigefängnis.
Mehr als sieben Wochen Einzelhaft in der zentralen Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit in Hohenschönhausen und anschließend Unterbringung im Bautzener Gefängnis - wegen Liebe zwischen Ost und West. Seeberg erzählt seine Geschichte, die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe Q2/12 hören sehr aufmerksam zu. Den Wert demokratisch abgesicherter Grundrechte sollen die Schüler reflektieren, wünscht sich Burkhard Nickel, Geschichtslehrer am Gymnasium. Immerhin berichtet Seeberg aus persönlicher Erfahrung über das Leben in einem Unrechts- und Überwachungsstaat und die Absurdität der damaligen Verhältnisse während der Teilung Deutschlands.

Bildunterschrift: Nach der Veranstaltung tauscht sich Seeberg mit Lehrern und Schülern aus. V.l.n.r.: Burkhard Seeberg, Schulleiter Matthias Nadenau, Lena Gerecke, Burkhard Nickel, Johanna Schlüter, Sarah Manegold und Hannes Fieseler (Foto: T. Kreutzmann)

In den 1970er Jahren lernte der Münsteraner in Ostberlin eine Rostockerin kennen. Seeberg, damals Mitglied der DKP (Deutsche Kommunistische Partei), wollte sie 1979 in den Westen holen. Von Berlin über Budapest nach Österreich und schließlich in die BRD, so war der Plan. Zuvor hatten sie sich gefälschte Pässe besorgt. Doch ein Stempel hatte die falsche Farbe. Dies wurde dem Paar zum Verhängnis. Drei Jahre Haft wegen „Menschenhandels“ lautete das Urteil für Seeberg. Seine Verlobte wurde wegen „versuchter Republikflucht“ zu 26 Monaten Haft verurteilt. Der Westen kaufte beide frei – jeweils 70.000 DM flossen dafür in den Osten – und beide gelangten doch noch in die BRD, wo sie anschließend heirateten.
Im Anschluss an seinen bedrückenden und mit zahlreichen Fotos illustrierten Vortrag entwickelt sich eine lebhafte Diskussion. Neben Statements zu Geschichte und Nachwirkung der DDR und der Stasi wird auch die gegenwärtige politische Situation in der Bundesrepublik thematisiert. Dies ist auch der Wunsch Seebergs. Er möchte Jugendliche sensibilisieren und reist für dieses Vorhaben von Schule zu Schule. Bereits zum fünften Mal erzählt er seine Geschichte in Neuenheerse.

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